Donnerstag, 20. Oktober, nullfünfhundert Ortzeit, Schortens/OT Heidmühle
Putzmunter und hellwach (oder so ähnlich) treffen nach und nach die sechzehn Protagonisten unseres kleinen Abenteuers ein. Jetzt noch einen Schluck Tee trinken. Alles geht noch mal aufs Klo und dann reiten wir los.
Alle werden mitsamt ihren Koffern, Taschen, Sackkarren, Rucksäcken, Proviant, Kind und Kegel auf unsere drei Expeditionsfahrzeuge verteilt. Und so schaffen wir es auch tatsächlich, die Maschinen zu starten und bereits um zwanzig nach fünf ‚on the road‘ in Richtung Essen zu sein. Die Fahrt unseres Mini-Convoys wird unterwegs lediglich durch eine kleine Frühstücks.- und Pinkelpause unterbrochen. Spannend wird es dann erst wieder, als wir die Autobahn verlassen. Die kleine Kolonne reißt im Stadtverkehr öfter auseinander, Panik wird geschoben, dass der ein oder andere die Messe (welche übrigens gut ausgeschildert ist) nicht findet, ständig wird deswegen zwischen den Autos hin und her telefoniert,… (Ich werde noch wahnsinnig!)
Wider Erwarten erreichen dann aber doch noch alle Fahrzeuge die Messeparkplätze, so dass wir dann mit alle Mann (und Frau und Kind) gegen halb zehn vor den Messeeingängen stehen. Schnell werden die Türen geöffnet und alle strömen nach drinnen. (Gut, dass wir, im Gegensatz zu letztem Jahr, die Karten im Vorverkauf besorgt haben.) Wir sammeln uns noch einmal in der Eingangshalle und legen unser erstes Treffen fest, dann strömen alle (einzeln oder paarweise) in sämtliche Himmelsrichtungen davon.
Die Messe ist in erwarteter Weise mal wieder überwältigend und überfällt den Besucher mit einer wahnsinnigen Reizüberflutung. Wohin bloß als erstes gehen? Was zuerst ansehen? Nicht ganz einfach. Ich entschließe mich für die Taktik, erst mal die Vorbestellten (und bereits bezahlten) Spiele zu besorgen. Mein vor der Messe gefasste Plan war, lediglich diese vier Spiele mit nach Hause zu bringen und ansonsten nur mal gucken und sich informieren. Letztlich habe ich dann doch mit zwölf Spielen und einem T-Shirt wieder die Messe verlassen. (Ach ja, plus Ankh-Morpork, welches ich mir vorher direkt von Treefrog habe schicken lassen, und Pico 1, welches ich ja noch freundlicherweise von Doris Matthäus zugeschickt bekomme. Dankedankedanke nochmal dafür. (Nachtrag: Pico ist sicher am 9. November bei mir angekommen. Ich werde es in Ehren halten.)) Aber mein grausames Los war glücklicherweise kein Einzeilschicksal. (Ich nehme an, es geht jährlich bestimmt über 90% der Besucher so.) Und irgendwie hatte ich irgendwie auch noch Glück, dass ich am Ende noch nicht einmal alles gesehen habe. Ich darf mir gar nicht vorstellen wieviel von meinem Geld in Essen geblieben wären, wenn ich genug Zeit zum Ansehen der Rollenspiel.-, Liverollenspiel.- und vor allem Comicstände gehabt hätte.
Um dreizehn Uhr und um sechzehn dreißig treffen wir uns alle bei den Hüpfburgen, klönen, tauschen unsere Messeerfahrungen aus, berichten von tollen Schnäppchen, präsantieren mit stolz geschwellter Brust unsere bis dahin gemachten Errungenschaften und der eine oder andere bringt schon mal seinen ersten Spielestapel zum Auto. Nach den Treffen gehen dann die Solo- und Zwei-Mann-Abenteuer (Safari durch die Messewildnis) weiter. Um sieben Uhr treffen sich alle nach und nach in der Eingangshalle. Die Berge der gekauften Spiele werden immer höher. Unsere Fahrer gehen schon einmal los, um die Autos näher ans Messegelände zu holen. Alle anderen warten schließlich draußen. Es passiert etwas, mit dem niemand gerechnet hätte: Auf dem relativ kurzen Weg vom Parkplatz zu den Messehallen geht ein Fahrzeug verloren. Wer hätte gedacht, dass sich auf diesem Weg jemand verfahren kann? (Später taucht der Wagen glücklicherweise wieder auf.) Vor der Abfahrt haben wir uns entschlossen, noch einmal ein Spiel für alle zu beginnen. Wir spielen, mehr oder weniger begeistert, ‚Tetris‘. Nach vielem Hin und Her sind die Kofferräume zum Bersten voll und der Convoy setzt sich in Bewegung. Die Fahrt bis zur Autobahn ist wieder ein riesiges Abenteuer-der-Großstadt aus fahren, anhalten, Autos verlieren, telefonieren, falsch einsortieren, telefonierten, fluchen, denken, dass die anderen die Autobahn (welche natürlich gut ausgeschildert ist) nicht finden, und so weiter. (Wie gesagt: Ich werde noch wahnsinnig!!) Mit anderen Worten, wir hatten viel Spaß. Der Rest der Rückreise verläuft nahezu ohne weitere Komplikationen. Und schließlich treffen wir fast extat um Mitternacht wieder in Heidmühle ein.
So, jetzt nur noch die Autos ausräumen, jedem die passenden Tüten und Gepäckstücke aushändigen und dann ein letztes mal die Motoren starten um zu Hause endlich ins Bett fallen. Dann falle ich in einen tiefen, komaartigen Schlaf und Morpheus schenkt mir einen schönen Traum, einen Traum von der Spiel’12. Ich fange am besten an, schon mal die Tage bis zur nächstjährigen Messe zu zählen. Aber von der Spiel’12 werden wir an anderer Stelle und vor allem zu einem wesentlich späteren Zeitpunkt berichten. (dsm)